Die Indizes Dow Jones und S&P 500 haben neue Rekordstände erreicht – ein klares Zeichen dafür, dass Wall Street die Sorgen um den vorübergehenden Regierungsstillstand beiseiteschiebt und sich stattdessen auf andere wirtschaftliche Indikatoren konzentriert.
Die US-Aktien schlossen am Mittwoch mit leichten Gewinnen, nachdem die Bundesregierung offiziell in einen Shutdown eingetreten war – der erste seiner Art seit sieben Jahren –, weil es dem Kongress nicht gelungen war, sich auf ein Haushaltsgesetz zu einigen.
Der Dow Jones stieg um 43 Punkte bzw. 0,09 %, der S&P 500 legte um 0,34 % zu, und der Nasdaq Composite, der stark von Technologiewerten geprägt ist, gewann 0,42 %. Sowohl der Dow Jones als auch der S&P 500 schlossen auf neuen Allzeithochs.
Regierungsstillstand und seine Auswirkungen auf die Märkte
Der Shutdown begann offiziell um Mitternacht, was bedeutet, dass eine große Zahl von Bundesangestellten auf unbestimmte Zeit nicht arbeiten kann. Zudem herrscht Unsicherheit über die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten.
In einer Analyse erklärte Adam Turnquist, Chef-Technikstratege bei LPL Financial, dass der Shutdown eine zusätzliche Unsicherheitskomponente darstelle. Solche Ereignisse seien jedoch in der Regel von kurzer Dauer, weshalb die wirtschaftlichen Auswirkungen begrenzt blieben.
Turnquist verwies auf die historische Widerstandsfähigkeit der Märkte: Seit 1976 habe es 20 Regierungsstillstände gegeben, mit einer durchschnittlichen Dauer von nur acht Tagen.
In der Zeit nach früheren Shutdowns stieg der S&P 500 im Schnitt um 1,2 % im Folgemonat und um 2,9 % im darauffolgenden Quartal.
Er betonte, dass sich Investoren oft stärker auf Unternehmensgewinne und übergeordnete wirtschaftliche Entwicklungen konzentrieren als auf politische Blockaden.
Allerdings merkte er an, dass bestimmte Sektoren – wie Verteidigung und Gesundheitswesen – besonders sensibel auf solche Stillstände reagieren könnten, da sie stark von staatlichen Aufträgen abhängig sind.
Starke Aktienperformance im September
Der S&P 500 stieg im September um 3,5 % – der beste September seit 2010. Dies geschah trotz geopolitischer Spannungen und erneuter protektionistischer Drohungen.
Brent Schutte, Chief Investment Officer bei Northwestern Mutual, betonte, dass Regierungsstillstände meist nur vorübergehende Ereignisse und keine strukturellen Veränderungen für den Markt darstellten. Ein längerer Stillstand erhöhe jedoch das Risikopotenzial.
Anleihenbewegungen und Wirtschaftsdaten
US-Staatsanleihen stiegen im Wert, nachdem Daten von ADP zeigten, dass der Privatsektor im September 32.000 Stellen verloren hatte.
Dies führte zu einer erhöhten Nachfrage nach Anleihen und damit zu einem Rückgang der Renditen von US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 2, 10 und 30 Jahren.
Unterschiedliche Einschätzungen unter Investoren
Trotz der allgemeinen Marktzuversicht warnen einige Analysten vor möglichen Folgen, sollte der Shutdown länger andauern.
Jennifer Timmerman, Investmentstrategin bei Wells Fargo Investment Institute, erklärte, dass ein längerer Stillstand zu Marktvolatilität führen könnte, insbesondere wenn wichtige Wirtschaftsdaten verzögert werden, auf die die Federal Reserve zur Steuerung ihrer Geldpolitik angewiesen ist.
Keith Buchanan, Senior Portfolio Manager bei Globalt Investments, merkte an, dass die Märkte die Risiken eines lang anhaltenden oder komplexeren Shutdowns im Vergleich zu früheren Fällen möglicherweise unterschätzen.
Aktien profitieren von Unternehmensgewinnen und Zinssenkungserwartungen
Der S&P 500 verzeichnete fünf Monate in Folge Kursgewinne, gestützt durch besser als erwartete Unternehmensgewinne sowie die Hoffnung auf Zinssenkungen durch die Federal Reserve.
Eric Theil, Chief Investment Officer bei Comerica Wealth Management, sieht im aktuellen Shutdown keine fundamentale Bedrohung für den Markt und bezeichnet ihn eher als politisches denn als wirtschaftliches Ereignis.
Er fügte hinzu, dass die Unternehmensgewinne weiterhin eine solide Unterstützung für die Aktienkurse bieten – zumindest bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse für das dritte Quartal.
Fokus auf fundamentale Markttreiber
Angesichts der positiven Marktstimmung wird Investoren geraten, sich nicht von Sorgen um den Regierungsstillstand ablenken zu lassen, sondern sich auf die fundamentalen Treiber zu konzentrieren, darunter:
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fortgesetzte Zinssenkungen der Federal Reserve,
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starke Unternehmensgewinne, und
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anhaltender Investitionsschwung trotz geopolitischer und wirtschaftlicher Risiken.
Der allgemeine Marktausblick bleibt positiv – solange der Shutdown nicht so lange andauert, dass er kritische wirtschaftliche Infrastrukturen stört oder den Zugang zu entscheidenden Daten für politische Entscheidungen einschränkt. Wann diese Situation endet, bleibt allerdings weiterhin unklar.